Regenbogenbrücke

Alle Tiere, die alt und krank die Erde verließen, bekommen ihre Jugend und ihre Gesundheit zurück, die verletzten oder verstümmelten Tiere werden wieder stark und heil - so, wie wir sie in unserer Erinnerung an die vergangenen glücklichen Tage in unserem Herzen bewahrt haben.
Die Tiere sind glücklich und zufrieden - mit Ausnahme einer "Kleinigkeit": Jeder von ihnen vermißt jemanden - einen Menschen, den er zurücklassen mußte. Und so spielen und toben sie Tag für Tag miteinander -bis plötzlich einer von ihnen innehält und den Blick in die Feme richtet.
Seine glänzenden Augen werden wachsam, der Körper beginnt zu beben. Dann löst er sich plötzlich von der Gruppe, fliegt über das grüne Gras, wird schneller und schneller. Er hat DICH entdeckt, und wenn ihr euch trefft, feiert ihr ein glückliches Wiedersehen und wisst, daß nichts mehr euch wieder trennen kann. Glücklich küsst ihr euch, du streichelst wieder und wieder den liebgewordenen Kopf, schaust tief in diese Augen, die so lange von deinem Leben getrennt, aber nie aus deinem Herzen verschwunden waren. Und dann überquert ihr gemeinsam die Regenbogen-Brücke...
Wenn es soweit ist...
Bin ich dereinst gebrechlich und schwach,
und quälende Pein hält ständig mich wach,
was Du dann tun musst – tu es allein.
Die letzte Schlacht wird verloren sein.
Dass Du sehr traurig, verstehe ich wohl.
Deine Hand vor Kummer nicht zögern soll.
An diesem Tag – mehr als jemals geschehn –
muss Deine Freundschaft das Schwerste bestehn.
Wir leben zusammen in Jahren voll Glück.
Furcht vor dem Muss? Es gibt kein Zurück.
Du möchtest doch nicht, dass ich leide dabei.
Drum gib, wenn die Zeit kommt, bitte mich frei.
Nur- bitte bleibe bei mir bis zum Schluss
auch wenn es für Dich schwer sein muss.
Und halte mich fest und red mir gut zu,
bis meine Augen kommen zur Ruh.
Mit der Zeit – ich bin sicher – wirst Du es wissen,
es war Deine Liebe, die Du mir erwiesen.
Vertrauende Blicke ein letztes Mal –
Du hast mich befreit von Schmerz und Qual.
Und gräme Dich nicht, wenn Du es einst bist,
der Herr dieser schweren Entscheidung ist.
Wir waren beide so innig vereint.
Es darf nicht sein, dass Dein Herz um mich weint.
Die Regenbogenbrücke
Eine Brücke verbindet den Himmel und die Erde,
wegen der vielen Farben nennt man sie die Brücke des Regenbogens.
Auf dieser Seite der Brücke liegt ein Land mit Wiesen, Hügeln und
saftigem, grünen Gras.
Wenn ein geliebtes Tier auf der Erde für immer eingeschlafen ist,
geht es zu diesem wunderschönen Ort.
Dort gibt es immer zu fressen und zu trinken, und es ist warmes,
schönes Frühlingswetter.
Die alten und kranken Tiere sind wieder jung und gesund!
Sie spielen den ganzen Tag zusammen, es gibt nur eine Sache,
die sie vermissen.
Sie sind nicht mit ihren Menschen zusammen, die sie auf der Erde
so geliebt haben.
So rennen und spielen sie jeden Tag zusammen, bis eines Tages plötzlich
eines von ihnen inne hält und aufsieht.
Die Nase bebt, die Ohren stellen sich auf, und die Augen werden ganz groß!
Plötzlich rennt es aus der Gruppe heraus und fliegt über das
grüne Gras.
Die Füße tragen es schneller und schneller;
Es hat Dich gesehen!
Und wenn Du und Dein spezieller Freund sich treffen, nimmst Du ihn in
Deine Arme und hältst ihn fest.
Dein Gesicht wird geküsst, wieder und wieder.
Und du schaust endlich wieder in die Augen Deines geliebten Tieres, das so
lange aus Deinem Leben verschwunden war,
aber nie aus Deinem Herzen.
Dann überschreitet Ihr gemeinsam die Brücke des Regenbogens,
und Ihr werdet nie wieder getrennt sein ...
Dein Sessel ist nun leer!
Dein Lieblingssessel ist nun leer,
kein Schnurren kündet von Behagen,
kein Samtgetrippel grüßt mich mehr
und niemand will mein Schuhband jagen.
Kein Schmieren und kein Maunzgeschrei
sagt mehr: wo bleibt mein Fresschen?
Wo Spielzeug war und Katzenbrei
ist jetzt ein einsam leeres Gässchen.
Dein bisschen Habe steht im Schrank,
du kommst ja doch nie mehr zurück,
und ewig schulde ich dir Dank
für Freude, Trost und Spaß und Glück.
Von Gott hast du das Katzenrecht,
das dir nach irdischem Getümmel,
nach Sorgen, Zärtlichkeit, Gefecht
ein Kuschelplätzchen schafft im Himmel.
Anas Stern - Ein Stern für Ana
Im Regenbogenland herrschte Harmonie. Die Sonne schien warm vom strahlend blauen Himmel herunter, ein Fluss plätscherte träge durch die Wiese und das Gras war weich und warm.
Auf einer Anhöhe saßen und lagen viele verschiedene Katzen. Sie sonnten sich, Mami und Beethoven saßen am Fluss und tranken, Mermelada saß auf einem Baumstumpf und putzte sich ausgiebig, während Amor und Moreno aneinander gekuschelt schliefen.
In einiger Entfernung flimmerte plötzlich die Luft und nach kurzer Zeit konnte man die Umrisse von zwei Katzen erkennen. Als sie näherkamen, wurden sie deutlicher. Es waren ein weißschwarzer Kater und eine weißrote Katze. Die Katze wirkte erst, als würde sie sich nur mühsam auf den Beinen halten und sie sah eingefallen und mager aus. Ihre Augen waren zusammengekniffen als stimme etwas mit ihnen nicht. Doch mit jedem Schritt, den sie näherkam, lief sie besser, sah gesünder und fitter aus. Als die beiden Katzen die Gruppe fast erreicht hatten, war sie eine schöne Katze mit glänzendem Fell. Der Kater hatte sich nicht so extrem verändert doch auch er sah gesünder aus als am Anfang.
Die Katzen auf der Anhöhe versammelten sich und schauten den Neuankömmlingen neugierig entgegen.
Plötzlich rief Bichillo ganz aufgeregt: "Das ist Capri, wir waren befreundet, als wir bei Ana waren." Er lief Capri und der anderen Katze entgegen. "Capri, Du auch hier? Ich hatte gehofft, Du hättest mehr Zeit."
Capri blieb stehen und die beiden Freunde begrüßten sich, indem sie sich gegenseitig übers Fell leckten. "Ich hatte ein sehr schönes Zuhause, zusammen mit Curra. Dann bin ich krank geworden und hatte keine Kraft mehr, zu kämpfen. Also bin ich hierher gekommen. Das hier ist Buni, sie ist gestorben, bevor sie in ihr Zuhause gekommen ist."
"Hallo Buni," grüßte Bichillo. "Kommt mit zu den anderen."
Die drei gingen weiter in Richtung der anderen Katzen. Diese begrüßten die Neuankömmlinge freundlich. Buni sah einige Katzen, die sie wiedererkannte. Sie waren befreundet gewesen, als sie auf ein Zuhause gewartet hatten. Da waren zum Beispiel Bambu, Bora, Marian und einige andere.
Ein schwarzweißer Kater stellte sich als Triston vor. Trotz der friedlichen Umgebung war er nicht glücklich, denn während seines Lebens war ihm nichts Gutes von den Menschen widerfahren und er war an einem furchtbaren Ort gestorben.
"Hier ist es schön, aber dort war es Horror. Sie haben mich in die Perrera gesteckt. Ständig haben die Hunde gebellt, es stank, war kalt und wir hatten nicht genug zu essen. Ich habe das nicht ausgehalten."
"Ana hat versucht, Dir zu helfen. Sie hatte bloß nicht genug Platz für uns alle," wandte Capri ein.
"Ja, ein Mensch, der Mitgefühl gezeigt hat. Und wie viel anderen war ich egal? Die Arbeiter haben uns behandelt wie Ungeziefer."
"Damals hatte Ana fast keine Unterstützung," erwiderte Capri. "Schau Dir Sally an, auch ihr wollte sie helfen und konnte es einfach nicht, weil keine Plätze mehr frei waren. Inzwischen hat sie Hilfe, eine Menge Leute unterstützen sie und denken an die Perrerakatzen."
"Trotzdem kam die Hilfe für uns zu spät. Schau Dich doch an," wandte Triston sich an Timi, der ganz in der Nähe saß. "Auch Du wurdest einfach abgeschoben und bist dort gestorben."
"Mag sein", sagte Timi, "aber Ana hat es zumindest versucht und jemand hat um mich geweint. Glaubst Du, Ana und dem Team war unser Tod egal?" Er schaute zur Wiese, auf der die Kleinen spielten, die nur ganz kurze Zeit auf der Erde waren: Suspiro putzte gerade Ronja, während Tizian und Loki ein wildes Knäuel bildeten. Die ganze Gruppe war ein einziges Gewusel, nur einige der Kleinen lagen gerade in der Sonne unter einem Baum und schliefen. "Sie mussten zumindest nicht in der Perrera sterben, sie haben einen Namen und jemand erinnert sich an sie."
Eboli saß ein Stück neben ihnen und schaute ihnen zu. Sie behauptete immer, sie sei zu alt für solche Kinderspiele, aber immer wieder waren die Lebensfreude und die wilden Tobereien der anderen ansteckend, so dass sie ihre "Würde" vergaß und sich dann doch ins Getümmel stürzte. Ansonsten hatte sie sich mit Nelos und Arttu angefreundet, die beide für kurze Zeit ein Zuhause gehabt hatten.
Triston schaute den Kleinen eine Weile bei ihrem Treiben zu und seine grimmige Miene entspannte sich. "Vielleicht hast Du Recht, sagte er zu Capri. "Wenigstens gibt es Menschen, die versuchen, zu helfen. Sie sind nicht alle schlecht."
"Für Ana muss es schlimm sein, einen nach dem anderen von uns zu verlieren," stellte Capri fest. "Sie hat uns alle persönlich gekannt. Bei einigen, so wie bei Buni hier, war das Zuhause greifbar nahe und dann haben sie es doch nicht geschafft."
Buni war traurig, denn kurz vor ihrem Tod hatte sie schon einmal die Liebe ihres neuen Zuhauses erfahren und sie hatte das Bedauern gespürt, dass sie nicht sofort umziehen konnte. Sie wusste auch, wie schlimm es für Ana war, wenn eine Katze krank wurde und starb. "Ich habe eine Idee," sagte sie. "Es ist bald Weihnachten und ich möchte Ana gerne etwas schenken, was ihr Trost gibt. Was haltet Ihr davon, wenn wir uns einen Stern aussuchen, den wir Ana zu Weihnachten von ihren Sternenkatzen schenken. Immer, wenn sie diesen Stern sieht, soll sie an uns denken und wissen, dass wir auch an sie denken."
Die anderen Katzen waren begeistert von der Idee und so kam die ganze Gruppe zusammen und diskutierte den Vorschlag. Ziemlich schnell waren sie sich einig, dass der Polarstern im Sternbild des kleines Wagens der Stern für Ana sein sollte. Immer, wenn sie ihn sah, sollte sie an ihre Sternenkatzen erinnert werden.
Zufrieden mit ihrer Wahl wandten die Katzen sich einem See zu. Durch dessen Oberfläche konnten sie nach unten auf die Erde schauen.
Sie sahen, dass wieder einige Katzen aus der Perrera gerettet worden waren. Und obwohl die Situation am Fluss immer noch schlimm war, hatten viele Katzen es geschafft und waren nun in Sicherheit in der Tierpension. Das war für diese gequälten Kreaturen der erste Schritt in ein liebevolles Zuhause. Dank Anas unermüdlichem Einsatz war schon vielen Katzen das Leben gerettet worden und viele Katzen hatten schon ein schönes Zuhause.
Plötzlich flimmerte in der Entfernung wieder die Luft, was immer ein Zeichen für einen Neuankömmling war. Diesmal war eine kleine getigerte Katze zu erkennen, mager und eingefallen, auf drei Beinen laufend, die sich müde voranschleppte. Auch sie veränderte sich zusehends. Ihr Körper wurde fülliger, das Fell begann zu glänzen und plötzlich lief sie auf vier Beinen. Am Ende der Verwandlung war sie die bildschöne Katze, die sie schon zu Lebzeiten hätte sein sollen.
Buni erkannte sie nun. Zwar waren sie bei Ana getrennt untergebracht gewesen, trotzdem kannte sie Ninita. Diese war kurz vor Bunis Tod in ihr neues Zuhause gezogen. In das Zuhause, in das auch Buni hätte folgen sollen, wenn ihr Körper nicht schon zu kraftlos gewesen wäre. Nun, nach so kurzer Zeit, war Ninita ihr ins Regenbogenland gefolgt. Der Kummer ihres Frauchens musste grenzenlos sein.
Sie lief auf Ninita zu und begrüßte sie. "Ach Ninita, auch Du hier? So wenig Zeit war Euch vergönnt?"
Ninita war sehr traurig, auch wenn ihr Körper nun wieder stark und schön war und sie sich gut fühlte: "Ich hatte ein wundervolles Zuhause, sie haben alles für mich getan. Leider war es zu spät. Ich konnte nicht mehr kämpfen, auch wenn ich es versucht habe. Ich durfte mit so viel Liebe gehen. Mein Frauchen hat mich im Arm gehalten und bittere Tränen vergossen."
Buni versuchte, Ninita zu trösten. Der Schmerz über den Verlust und die Wehmut über das, was hätte sein können, saß bei beiden noch tief.
"Komm mit zu dem See da hinten, dort kannst Du auf die Erde schauen."
Die beiden liefen zum See, an dem Capri immer noch stand und auf auf die Erde starrte. Gemeinsam schauten sie zu, was auf der Erde vor sich ging und hingen ihren Erinnerungen nach.
Ganz in der Nähe von Buni saß ein alter Siamkater, den sie nicht kannte, denn er war gegangen, bevor sie zu Ana kam. "Ich bin Faolán," stellte er sich vor. Ana hat mich vor Deiner Zeit aus der Perrera gerettet. Auch auf mich hat jemand gewartet und um mich gebangt. Mir ging es so wie Dir: Ich konnte nicht mehr warten, bis man mich nach Hause geholt hat. Man hat um mich geweint, so wie Dein Mensch es jetzt um Dich tut. Sie werden uns nie vergessen."
Faolán blickte Capri und Ninita an und schaute nach unten, wo Curra Capri immer noch vermisste und unglücklich auf dem Fensterbrett saß und Ninitas Frauchen bittere Tränen weinte. "Es ist manchmal schwer zu verstehen, warum wir in dem Moment gehen müssen, in dem wir sterben. Capri, Du hattest acht Monate ein Zuhause, Ninita gerade mal einige Wochen. Buni und ich haben unseres nie kennengelernt, obwohl man so für uns gekämpft hat."
"Trotzdem glaube ich, dass ein tieferer Sinn dahinter steckt, auch wenn wir ihn nicht gleich erkennen. Stellt Euch vor, uns hätte es nicht gegeben oder Buni und ich wären in unser Zuhause gezogen und wir hätten alle ein ganz normales Leben gehabt. Das hätte die Menschen nicht so bewegt wie unsere jetzigen Geschichten. Unser Schicksal wird erzählt und bringt die Menschen zum Nachdenken und hoffentlich auch zum Umdenken. Insofern hatte es einen Sinn, auch wenn es traurig ist und ungerecht erscheint."
"Und schaut wie viele unserer Leidensgefährten es geschafft haben ein Zuhause zu finden und endlich glücklich sind."
Er setzte sich neben Capri, Buni und Ninita und sie sahen gemeinsam hinunter auf die Erde, wo Makan und Leon gemütlich vor dem Kamin dösten und Gaspar in einem kuscheligen Bettchen schlief. Greta und Willow lagen zusammengekuschelt im Bett ihrer Menschen. Nahele bekam gerade sein Futter und verspeiste es zufrieden. Mika tobte mit ihrem neuen Freund Miro durch die Gegend. Romeo und Julia saßen zusammen mit ihren Katzenfreunden am Fenster (die beiden waren sogar Luxemburger geworden). Webster erholte sich gerade von seinem wöchentlichen Kontrollbesuch beim Tierarzt und sah Stevie und Joy zu, die sich wieder mal um den obersten Platz auf dem Kratzbaum kabbelten. Julieta flitzte mit ihrer Schwester Paulina durch die Gegend. Darling und Toulouse spielten mit einem Ball und rannten beinahe die erwachsenen Katzen über den Haufen.
Sie sahen die vielen glücklichen und zufriedenen Katzen und die Menschen, deren Leben sie bereicherten, und sie fühlten Frieden. Sie hofften, dass Ana den gleichen Frieden fühlen würde, wenn sie zum Stern ihrer Sternenkatzen aufblickte.